Workshop Künstliche Intelligenz

Bedeutung für KMU – Eine regionale Plattform zum Thema – Kluge Köpfe entdeckt

Von Claudia Aldinger | 6. September 2019

Am 29. August hatte das Ministerium für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitalisierung zum Workshop „Künstliche Intelligenz“ eingeladen. Es sprachen: Wissenschaftler*innen, etablierte Firmen und Start-ups auf diesem Gebiet. Es kamen: Vertreter*innen von kleinen wie großen Firmen, Hochschul-Angehörige und Netzwerker. Welche Bedeutung das Thema Künstliche Intelligenz (KI) für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) bekommen könnte, hat für das KAT-Netzwerk Prof. Sanaz Mostaghim erklärt. Sie moderierte die Vorträge des Workshops am Vormittag. Zudem haben wir einige Teilnehmerstimmen von diesem Tag in der Leopoldina in Halle (Saale) eingefangen.

 

"KI ist für alle relevant"

Frau Prof. Mostaghim, ist Künstliche Intelligenz ein Thema für große Konzerne oder ist das auch ein Lösungsweg für kleine und mittlere Unternehmen?

Aus meiner Sicht ist KI ein Werkzeug, um die Prozesse und die Abläufe intelligenter und schneller zu gestalten. Daher ist KI für alle relevant und natürlich sowohl für große Konzerne als auch für die KMU. Gegenwärtig kann KI in drei Formen für die Industrie relevant sein: 1) Innovation durch KI, 2) KI als Produkt und 3) KI für die Unternehmen selbst, um die Prozesse innerhalb eines Unternehmens zu optimieren. 

Gibt es spezielle Lösungen für KMU?

Ich verstehe die Frage so, ob KI für KMU nützlich sein kann? Die großen Unternehmen setzen seit Jahren KI ein. Zum Beispiel verwendet Google KI, um Kunden dabei zu unterstützen, eine schnelle Suche für bestimmte Begriffe zu haben. Mit Hilfe von sogenannten Recommender-Systemen. Amazon und Facebook nutzen diese Technologie ebenfalls. Für KMU ist KI natürlich anders. KMU haben weniger Kunden als Facebook und Amazon, aber spezielle Kunden mit einem besonderen Fokus auf bestimmte Produkte.

Zum Beispiel kann ein Reinigungsunternehmen KI verwenden, um Kunden einen schnelleren und flexibleren Service zu bieten und sich so besser an die Kundenbedürfnisse anzupassen. KI kann auch für interne Planungen und Prozesse verwendet werden. Mit Hilfe der Sensoren können die Reinigungsgeräte miteinander verbunden werden und durch den Informationsaustausch die Arbeit für das Reinigungspersonal optimieren und erleichtern.

Worauf sollte sich ein KMU gefasst machen, wenn es auf Künstliche Intelligenz setzen will?

Das wichtige Element ist, Fachkräfte zu haben, die bereit sind, KI im Kontext von KMU zu entwickeln. Außerdem sollten KI-Methoden eingesetzt werden, die erklärbar sind. Dies bedeutet, dass die von KI entwickelten Prozesse nachvollziehbar sein sollten. Darüber hinaus sind Daten für KI sehr wichtig. Datenschutz ist ein wichtiges Element, aber auch die Daten sollten nicht zu Diskriminierungen führen. Ethische Aspekte sollten auch ganz am Anfang der Entwicklungen betrachtet werden. Ich glaube, dass KI kurzfristig viel Gewinn erzeugen kann, aber wenn Datenschutz und Ethik nicht von vorne betrachtet sind, können solche Produkte langfristig sehr viel Schaden für Unternehmen erzeugen.

Welche Fehler sollte ein KMU aus bisherigen Erfahrungen vermeiden?

Wie oben erwähnt, sollten KMU sicherstellen, dass die AI-Methoden ordnungsgemäß funktionieren und die Ergebnisse weiterhin erklärbar sind. Das schließt Datenschutz und Ethik unbedingt mit ein.

Frau Prof. Mostaghim, vielen Dank!

spc

Prof. Sanaz Mostaghim lehrt und forscht an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg. Ihre Themen sind:
        – Computational Intelligence
        – Schwarmintelligenz
        – Schwarmrobotik
        – Multikriterielle Optimierung

Prof. Dr. Sanaz Mostaghim, OvGU, Institut für Intelligente Kooperierende Systeme (IKS), AG Computational Intelligence, Tel.: 0391-6754986, E-Mail: sanaz.mostaghim@ovgu.de

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Eindrücke zum Workshop...

Meinungen zum Workshop...

Markus Hoffmann, Head of Product Management beim Start-up Twinner.

Ihre Erfahrungen mit KI bislang:
Künstliche Intelligenz ist die Grundlage unseres Geschäfts. Mit Hilfe von Sensoren stellen wir Schäden fest, die Auswertung übernimmt unsere eigene KI.

Das interessiert mich an dem Thema besonders:
Unsere Technologie ist ausgereift. Zukünftig werden uns wahrscheinlich ethische Fragen noch stärker beschäftigen, auch wenn wir so gut wie keine nutzerbezogenen, sondern fahrzeugspezifische Daten erheben. Dennoch haben die Vorträge heute gezeigt, dass die Themen KI und Ethik nicht zu trennen sind. Und natürlich sind wir daran interessiert, schnellstmöglich mehr Daten zu generieren, um unsere KI weiter trainieren zu können.

Das habe ich von dem Workshop für mich mitgenommen:

Es gibt viele kluge Köpfe, die sich mit dem Thema auseinandersetzen und für uns ist es nur gut, wenn es eine solche Plattform gibt. Die Gespräche waren in jeder Hinsicht interessant, zumal sie gezeigt haben, dass wir unser Geschäftsmodell längst nicht nur in der Automobilindustrie anwenden können, die momentan unser Hauptkunde ist. Ich nehme von dem Tag Anfragen aus anderen Bereichen mit, welche wir unternehmensintern bewerten werden.

Mehr zu Twinner.


 

Christian Mißbach, Referent beim Diakonischen Werk Evangelischer Kirchen in Mitteldeutschland e.V.

Ihre Erfahrungen mit KI bislang:
Die Diakonie Mitteldeutschland bearbeitet die Chancen und Herausforderungen
der Digitalisierung als Jahresthema 2019. Im Rahmen von vier Veranstaltungen zu
den Themen Arbeiten 4.0, Ethische Herausforderungen, Digitale Disruption sowie
Datenschutz & Cybersecurity diskutieren wir die vielen Facetten dieses Megatrends.
Das Thema KI spielt dabei an verschiedensten Stellen immer wieder eine Rolle. Mit
der Qualifizierung „Diakonie 4.0“ bietet die Diakonie Mitteldeutschland seit Juni
2019 ein Angebot im Bereich der Personal- und Organisationsentwicklung für ihre
Mitgliedseinrichtungen und andere Unternehmen der Sozialwirtschaft an. Ziel der
Qualifizierung ist es, für die aktuellen Anforderungen und zukünftigen Entwicklungen
einer digitalisierten Arbeitswelt zu sensibilisieren und gezielt weiterzubilden.


Das interessiert mich an dem Thema besonders:
KI ist ein komplexes Thema. Die Anwendungsfelder sind – aus meiner Sicht – unbegrenzt. Mich interessiert, inwieweit diese Technologie in
der Sozialwirtschaft nutzbringend eingesetzt werden kann. Jedoch bedarf es auch einer ethisch-moralischen Auseinandersetzung. Es ist wichtig,
dass wir ein allgemeines Verständnis dafür entwickeln und Ängste abbauen.


Das habe ich von dem Workshop für mich mitgenommen:
Vor allem interessante Modelle, wie man Künstliche Intelligenz einsetzen kann.
Die Vorträge haben verschiedene interessante User-Cases gezeigt und diese wären auch für uns wichtig, u.a. wenn es um die Pflege von Angehörigen geht. KI kann helfen den Pflege-„Dschungel“ zu verstehen und Komplexität abbauen. Darüber hinaus war für mich wichtig zu wissen, dass wir das Thema durchaus mit regionalen Partnern über kurze Wege angehen können.


 

Jens Winter, Michael Richter AppWare, Magdeburg.

Ihre Erfahrungen mit KI bislang:
Wir stehen bei dem Thema “Künstliche Intelligenz” noch am Anfang und beobachten
die Entwicklung dieser Technologie mit großem Interesse.


Das interessiert mich an dem Thema besonders:
Die Technologie “Künstliche Intelligenz” hat gewaltiges Potenzial. Mit ihrer Hilfe
werden wir möglicherweise unseren Kunden verbesserte und kostengünstigere
Lösungen anbieten können. Trotz etlicher Vorzüge, gilt es auch andere Aspekte wie
Ethik und Datenschutz im Blick zu haben. Dieses Spannungsfeld macht das Thema
allerdings für mich besonders interessant.


Das habe ich von dem Workshop für mich mitgenommen:
Der Workshop hat für mich die Erkenntnis gebracht, dass “Künstliche Intelligenz”
als Technologie nicht mehr nur Zukunftsmusik ist, sondern in der heutigen Zeit angekommen. An entsprechenden Werkzeugen für die Entwicklungsbranche wird mit Hochdruck gearbeitet. Nach meiner Überzeugung ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis KI ein Teil des Standardwerkzeugkastens in der Softwareentwicklung ist.


 

Kerstin Palatini, Hochschule Anhalt, Köthen

Ihre Erfahrungen mit KI bislang:
Ich hatte das Glück, Joseph Weizenbaum – einen der Begründer der KI – noch persönlich im Rahmen eines Vortrags an meiner Hochschule kennenzulernen. Er entwickelte mit seinem Programm ELIZA einen ersten Meilenstein der KI und war daraufhin sehr überrascht, was er mit ELIZA alles ausgelöst hat.


Das interessiert mich an dem Thema besonders:
Die Chancen für KI sind riesig, man sollte hierbei allerdings nicht nur an Dienstleistungen denken, die uns noch mehr Bequemlichkeit in unserem Alltag verschaffen, wenn man etwa an die Online-Vorschlags- und Bestell-Dienste, sich selbst regulierende Haustechnik usw. denkt. Es muss hier auch um Sicherheitsaspekte gehen. Und: So schön es ist, durch KI entlastet zu werden, aber: Wenn KI uns bestimmte Dinge abnimmt, dann werden wir diese Fähigkeiten auch nicht mehr trainieren, d.h. wir  verlernen diese, wenn man etwa an den Orientierungssinn denkt, den uns Navigationsgeräte abnehmen, oder Abstandssensoren, mit denen wir räumliches Vorstellungsvermögen immer weniger brauchen.


Das habe ich von dem Workshop für mich mitgenommen:
Dass wir vielleicht auch mehr darüber nachdenken, wie wir KI nutzen könnten, um gemeinsam diese Welt für kommende Generationen zu erhalten, etwa im Hinblick auf Klimadatenbanken, Warn- und Hilfssysteme, den wissenschaftlichen Austausch oder das Thema Sicherheit.


 

Sebastian Schmermbeck, Nahverkehrsservice Sachsen-Anhalt GmbH.

Ihre Erfahrungen mit KI bislang:
Bei der NASA bislang keine. Deshalb bin ich hier.


Das interessiert mich an dem Thema besonders:
Bei uns fallen viele Daten an, für die ein gutes Qualitätsmanagement und Datenmanagement
wichtig ist. Mit KI könnten wir unsere Prozesse verbessern. Unsere Systeme überwachen die Echtzeitdaten von rund 900 Bahnen und Bussen im Nahverkehr in Sachsen-Anhalt für unser Auskunftssystem INSA. Fällt eine Verbindung aus, dann muss die Information möglichst schnell in unser System und an die Nutzer weitergegeben werden. Hier passiert momentan noch vieles händisch und kann optimiert werden.


Das habe ich von dem Workshop für mich mitgenommen:
Dass es bereits eine Reihe von Anwendungen für Künstliche Intelligenz gibt und auch Ansprechpartner in der Region, mit denen wir zusammenarbeiten
könnten.


 

spc

Informationen und Kontakt


Ministerium für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitalisierung, Thomas Karolczak, Tel.: 0391-5674257, E-Mail: thomas.karolczak@mw.sachsen-anhalt.de

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Text und Bilder (soweit nicht anders benannt): Claudia Aldinger